Die Vereinsgeschichte

Jahreszahlen: 1862 - 1864 - 1900 - 1912 - 1947 - 1951 - 1954 - 1965 - 1968 - 1972 - 2000 - 2012

Im Mai 1862 wurde der Männergesangverein Binsdorf von folgenden Personen gegründet:

       Joseph Gehring, Schullehrer, Vorstand und Dirigent,
       Josef Eyth, Schuhmacher, 2.Bass
       Martin Kohler, Kassier, 1.Tenor
       Reinhart Stehle, Schuster, 1.Bass
       Martin Stehle, Bauer, 2.Tenor

Schon im Jahre 1864 konnte der junge Verein seine erste Fahnenweihe begehen. Auch trat der Verein gleich zu Beginn dem Schwäbischen Sängerbund bei. Die Entstehung des hiesigen Vereins lag in der Luft. In allen Gemeinden wurden landauf und landab Liederkränze gebildet. In Norddeutschland heißen sie Liedertafeln, wohl in Anlehnung an die bedeutenste, die Zeltersche Liedertafel. Von der Schweiz aus, wo Naegeli den Männergesangverein als Kunstform entwickelte, verbreitete sich die neue Sängerbewegung über den ganzen Süden Deutschlands schnell aus. Kristallisationskerne bildeten hier vor allem die Städte, Kirchen, Zünfte und die Fürstenhöfe, die an ihren Standorten mächtige Impulse dafür gaben.

So wuchs auch der hiesige Männergesangverein unter der Vorstandsschaft von Josef Eyth und seinen Dirigenten, den Lehrern Riegel, Stier, Thuma und seit 1895 Thomas Niggel. Der Verein erreichte durch eine durchgeführte Neuorganisation von Philipp Niggel und Hans Stehle die stattliche Zahl von 48 Mitgliedern. Durch den wachsenden Stolz und auch Eifer angefacht, beschaffte sich der Verein eine modernere Fahne, die am 17. Juni 1900 geweiht wurde, und unter diesem Banner hegte und pflegte der Verein den Gesang mit größter Hingabe und zunehmender Freude. Vielleicht wollten die Sänger mit einem neuen Vereinszeichen in das nun anbrechende 20. Jahrhundert einziehen.

Eine musikalische Begabung aber auch ein Original muss der Vater des Thomas Niggel, "Musikant" (wie er sich selbst nannte) Ruffinus Niggel, gewesen sein. Der Orgiginalität wegen muss letzterer angeführt werden. Er war Dirigent eines Orchesters mit Blas- und Streichinstrumenten. Da sie ausgezeichnet gespielt haben, war das schon eine große Leistung für einen Laien. Seine Kapelle betätigte sich auch in der Kirchenmusik, und zwar im Zusammenspiel mit der am Kirchweihfest des Jahres 1743 neu geweihten und restaurierten Breitband-Orgel, zur Verschönerung der musica sacra. Nun wurde hierher ein Stadtpfarrer bestellt, der kein Musensohn gewesen sein dürfte. Diese Streichmusik in der Kirche war ihm ein Dorn im Auge. Eines Tages explodierte er und benannte die Musikanten "Brotesgeiger und Muesmehlbloser". Auf diese schreckliche Beleidigung hin verließen die Musiker die Kirche. Ruffinus Niggel hielt nun, tief vergrämt, seine eigenen Erbauungsstunden und spielte noch im Bett liegend in aller Morgenfrüh auf seinem "Geigle" die schönste Musik, die es für ihn gab. Sein Lieblingskomponist war Wolfgang Amadeus Mozart.

Am 7. Juli 1912 fand das Fest des 50. Jubiläums statt. Wie heute, so wurde schon damals beim Männergesangverein alles gründlich und rechtzeitig vorbereitet. Die ersten Beschlüsse wurden schon am 28. Januar 1912 gefaßt und die Einladungen gingen an insgesamt 60 Nachbarvereine, von denen später 23 absagten. Interessant und originell ist die Einplanung des Mittagessens für die Zeit von 11.30 bis 12.30 Uhr, wobei das Gedeck 1,50 Mark kostet und selbstverständlich von den Mitgliedern selbst beglichen werden müsse. Ferner wurde bestimmt, dass die Mitglieder das halbe Eintrittsgeld zu bezahlen hätten, und die Jungfrauen wurden angeregt, ein Fahnenband zu stiften. Bei diesem 50. Jubiläum trat Lehrer Schlipf als Dirigent und auch als Festredner auf in Funktion. Philipp Niggel betätigte sich dabei als selten rühriger Vorstand.

Das Vereinsleben ging trotz des 1. Weltkriegs und den dadruch stark geschwächten Reihen weiter. Alle anstehenden Wahlen wurden auf das Kriegsende verschoben.

Gefallen waren im 1. Weltkrieg: Hugo Hummel, Josef Schädle, Martin Jäger, Josef Stehle (Wagner), Max Jäger.

Am 13. Juli beging der Verein sein 75. Jubiläum. Das Vereinsschiff steuerte damals Felix Raible, dem in Lehrer Lud ein sehr tüchtiger Dirigent zur Seite stand. Der 2. Weltkrieg warf den Verein weit zurück. Aus diesem kehrten nichtmehr zurück: Lehrer Erhart, Eduard Hutt, Fritz Stehle, Otto Harsch, Wilhelm Ritter, Matthäus Sieber, Alfons Wollensak, Karl Stehle, Fabian Stehle, Andreas Eyth, Max Welte.

Allen Hemmnissen zum Trotz wurde am 30. Juli 1947 eine Wiedergründungsversammlung abgehalten. Dabei wurde Markus Eberhart zum Vorstand gewählt und als Dirigent konnte Franz Amann aus Geislingen gewonnen werden. Der Männergesangverein stand nun mit 35 Sängern wieder auf festen Beinen.

Besonders anerkannt wurde, dass der Verein jedem aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrenden Soldaten ein Ständchen sang.

Am 11. Februar 1951 wurde Felix Raible mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden gewählt. An den Verein wurden nun wieder große Aufgaben gestellt. Nach den Grabgesängen für verstorbene Mitglieder folgte bald darauf die aktive Teilnahme an einer ganzen Anzahl von Jubiläen, Stiftungs- und Sängerfesten in der näheren Umgebung. Vergessen wurde dabei nicht die Veranstaltung von Sängerabenden in Binsdorf.

Bei der Generalversammlung am 8. Februar 1952 versprach der damalige Bürgermeister Stehle, dem Verein zu einer neuen Fahne zu verhelfen, und im Sommer sollte die Fahnenweihe zusammen mit einem Gartenfest stattfinden. Bürgermeister Stehle hielt sein Versprechen und verhalf dem Verein durch Spenden auswärtiger Gönner in Höhre von 1000 DM zur dritten Fahne, die nach seinen Entwürfen von der Firma Neff in Biberach kunstvoll gefertigt worden war. Am 27. Juli 1952 konnte das 90. Jubiläum, verbunden mit einer Fahnenweihe, begangen werden. Verknüpft wurde dieses Jubiläum mit einem Kinderfest, bei dem der Zirkus Holzhutzel einer Gala-Vorstellung gab. Heute noch sind diese herrlichen Festtage bei vielen Binsdorfern in bester Erinnerung.

Die nachfolgenden Jahre waren ausgefüllt mit Liederabenden, Ständchen und Festbesuchen.

Am 28. Januar 1954 wurde durch die Generalversammlung Georg Wollensack zum Vorsitzenden des Vereins gewählt. Beim Liederabend am 18. April im "Löwen" konnte dieser auch unserern Gaupräsidenten Schmid aus Tailfingen begrüßen. Dieser bedankte sich für die Einladung, anerkannte die hervorragenden Leistungen des Vereins und wünschte ihm weiteres Blühen und Gedeihen. Die Leitung des Chores lag damals in den Händen des tüchtigen Dirigenten Walter Stocker. Durch diesen Wegzug war die Dirigentenstelle verwaist. Wieder war es Chorleiter Amann in Geislingen, der in die Lücke sprang und bei wichtigen Anlässen dem Verein sich zur Verfügung stellte.

In der Adventszeit 1965 bemühte sich nun Andreas Eberhart, Vorsitzender der Stadtkapelle, die Sänger zu einigen Singstunden zusammenzubringen, um den Gottesdienst während der Weihnachtsfeiertage mit Männerchören zu verschönern. Josef Hutt jr., der zu dieser Zeit noch in der Musikausbildung stand, erklärte sich bereit, die Einübung der Chöhre zu übernehmen.

Der alte Sängergeist war nun wieder erwacht, und es wurde beschlossen, vorläufig jeden Dienstagabend eine Singstunde abzuhalten.

Aus der am 12. März 1966 abgehaltenen Hauptversammlung ging Albert Stehle als 1. Vorsitzender hervor. Diesem gelang es, den Verein wieder in den Griff zu bekommen. Es entwickelte sich eine sehr rege Sängertätigkeit. Eine ganze Anzahl von Lieder- und Kameradschafts-Abenden sowie Besuche und Auftritte bei Nachbarvereinen folgten. Auch konnte der Verein beim Kritiksingen anläßlich des Gauliederfestes am 2. Juli 1967 in Tailfingen mit Erfolg teilnehmen.

Am 27. Januar 1968 wurde in der Hauptversammlung Albrecht Stehle zum Vorsitzenden gewählt. Während dieser Zeit probten die Sänger - arrangiert durch den gemeinsamen Dirigenten Josef Hutt - damals fast ein Jahr mit den Sängerfreunden aus Rangendingen für deren 125-jähriges Jubiläum, welches am 20. und 21.07.1968 würdig gefeiert wurde.

Vom 27. bis zum 30.06.1969 konnte dann der der Männergesangverein trotz aller Turbulenzen der Vergangenheit das 100-jährige Vereinsjubiläum nachfeiern. Höhepunkt war am Samstagabend ein auf Franz Schubert abgestimmtes, von hoher künstlerischer Verantwortung geprägtes Konzertprogramm.

In der Mitgliederversammlung vom 22.01.1972 wurde Albrecht Stehle durch Claus-Peter Conrad abgelöst, welcher seinen Vereinsvorsitz anschließend bis zum 25.01.1992 insgesamt 20 Jahre innehatte.

Claus-Peter Conrad wob während seiner Amtszeit im Jahr 1975 Kontakte zum Männergesangverein Freinsheim (Pfalz), welche bis heute durch beide Seiten noch freundschaftlich gepflegt werden. Ein besonderes Highlight war im Jahr 1979 ein mehrtägiger Vereinsausflug vom 23. bis 27.05.1979 nach Pescara, Italien – ein wunderbarer Ausflug, welcher allen Teilnehmern noch lange im Gedächtnis bleiben sollte. Das 120-jährige Jubiläum konnte im Jahr 1982 gefeiert werden. Am 27.03.1993 wurde Claus-Peter Conrad aufgrund besonderer Verdienste zum Ehrenvorstand des Männergesangverein Binsdorf ernannt.

In die Fußstapfen von Claus-Peter Conrad trat 1992 der damalige Kassier Anton Kalbacher.

Etwa ab dem Jahr 2000 arrangierte der Dirigent Josef Hutt eine Vielzahl von gemeinsamen Auftritten mit aus Funk und Fernsehen bekannten Künstlern (z. B. Günter Wewel, Walter Scholz, den Geschwister Hofmann, dem Nockalm Quintett, Gunther Emmerlich, den jungen Tenören, Girard Rhoden und vielen mehr) wodurch der Chor – unter Mitwirkung bei den Zollerlandchören - weit über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus bekannt wurde und auch mehrfach im Fernsehen zu sehen war. Anton Kalbacher führte den Verein ebenfalls knapp 20 Jahre bis er in der Mitgliederversammlung vom 27.02.2010 von dem Ausschussmitglied Andreas Beuter - welcher zum damaligen Zeitpunkt lediglich 25 Jahre alt war – abgelöst wurde.

Am 23.März begann der Männergesangverein mit den Feierlichkeiten seines 150 jährigen Jubiläumsjahres. Den Auftakt machte der Festakt am Abend mit vorangegangener Totenehrung auf dem Friedhof. Als Gastredner war Prof. Dr. Werner Mezger geladen. Dieser referierte über Vereine im Wandel der Zeit. Am Festtag selbst weckten in aller frühe dröhnende Böllerschüsse die Einwohner aus dem Schlafe. Um 10 Uhr begann der Festgottesdienst mit Pater Augusty Kollamkunnel in der Festhalle. Anschließend wurde in festlichem Rahmen das Jubiläum mit befreundeten Vereinen gefeiert. Weitere Highlights im Jubiläumsjahr waren die Mannes Sangesmannen unter dem Motto "Musik in der Fabrik", die Jubiläumshockete hinter dem Rathaus, sowie ein Abschlusskonzert mit der Stadtkapelle Binsdorf. Dieses konnte aufgrund einer Erkrankung des Dirigenten Josef Hutt erst am 10.März 2014 durchgeführt werden.

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